Wolfsberg (Kärnten)
Abb. 1 Wappen von Wolfsberg (Kärnten)BasisdatenHöhe | 463 m |
PLZ | 9400 |
Vorwahl | 04352 |
Website | www.wolfsberg.at |
| Hannes Primus (SPÖ) |
Wolfsberg () ist eine Stadtgemeinde mit Einwohnern (Stand ) und Sitz der Bezirkshauptmannschaft des gleichnamigen Bezirks in Österreich, im Bundesland Kärnten.
Geographie
Die Gemeinde befindet sich in der Mitte des Lavanttales. Sie umfasst weite Teile der Saualpe. Auf die Koralpe reichen zwei Ausläufer des Gemeindegebietes, die die Gemeinde Frantschach-Sankt Gertraud weitgehend umschließen.
Gemeindegliederung
Die Stadtgemeinde besteht aus 40 Katastralgemeinden (Fläche Stand 31. Dezember 2019):
Das Gemeindegebiet gliedert sich in 65 Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand ):
Eingemeindungen
1973 entstand durch Gemeindezusammenlegungen die Großgemeinde Wolfsberg. Bis zur Ausgliederung von Frantschach-Sankt Gertraud im Jahr 1991 war sie nach Sölden und Wien die flächenmäßig drittgrößte Gemeinde Österreichs. Derzeit (seit 2015) ist sie die sechstgrößte.
Geschichte
Auf dem Gemeindegebiet gibt es Funde aus der Bronze- und der Hallstattzeit sowie eine römerzeitliche Siedlung.
Anfang des 11. Jahrhunderts, wahrscheinlich schon 1007, gelangte das Gebiet an das Bistum Bamberg. 1178 wurde die Burg als Wolfsperch erstmals urkundlich erwähnt. Die Burg wurde am linken Ufer der Lavant, direkt oberhalb eines wichtigen Flussüberganges, errichtet. Um den unterhalb der Burg gelegenen Maierhof wurde um 1220/30 unter Bischof Ekbert von Andechs-Meranien planmäßig eine Marktsiedlung angelegt, die spätere Obere Stadt. 1289 galt der Ort bereits als Stadt und war an allen Seiten ummauert. Der bambergische Bischof Werntho (reg. 1329–1335) machte Wolfsberg 1328 zum Sitz des bambergischen Vizedoms für die gesamten Kärntner Besitzungen (neben Wolfsberg u. a. St. Leonhard, Villach, Feldkirchen, Tarvis, Griffen), er verlieh Wolfsberg am 30. September 1331 auch offiziell die Stadtrechte.
1338 wurden in einem Pogrom die Juden aus der Stadt vertrieben.
Ende des 14. Jahrhunderts wurde der Vorort, welcher auf der anderen Seite der Brücke über die Lavant entstand, nach Wolfsberg als Untere Stadt eingegliedert. Beide Stadtteile wurden zur Gänze ummauert, wobei die Obere Stadt mit ihren Befestigungen auch mit der Burg verbunden war. Die Streitigkeiten mit den jeweiligen Herren auf Burg Hartneidstein, dem Sitz des landesfürstlichen Gerichts, zogen sich über Jahrhunderte, bis Bamberg 1449 auch die Blutsgerichtsbarkeit erlangte. Die im Zuge dieser Auseinandersetzung erbauten starken Stadt- und Burgbefestigungen schützten auch gegen die Ungarn- und Türkeneinfälle 1475–1480. Wirtschaftlich bedeutend waren Handel, Handwerk, Wein- und Obstanbau.
Im 16. Jahrhundert wurde Wolfsberg ein Zentrum der Reformation, hier ist besonders die Kapelle von Schloss Bayerhofen zu erwähnen. In der nahe gelegenen Burg Waldenstein errichtete Hans Ungnad eine der ersten österreichischen Druckereien, in der v. a. Lutherbibeln und Flugschriften, auch in slowenischer Sprache, gedruckt wurden. Der Vizedom Georg von Stadion führte die Gegenreformation durch, ließ die Schlosskapelle abreißen und siedelte 1634 die Kapuziner an.
1716 wurden 170 Häuser bei einem Brand zerstört. 1759 gelangte Wolfsberg – wie die anderen bambergischen Besitzungen in Kärnten – durch Kauf an die Habsburger. Nach dem Rückgang des Weinbaues waren Eisenhandel und -verarbeitung zum wichtigsten Wirtschaftszweig aufgestiegen. 1780 gründete Franz Paul von Herbert eine Bleiweiß-Fabrik. 1846 erwarb der oberschlesische Graf Hugo Henckel von Donnersmarck die Herrschaft und baute die Burg zum heutigen Schloss im englischen Tudorstil um.
1879 wurde die Lavanttalbahn nach Unterdrauburg eröffnet, 1900 deren nördliche Fortsetzung nach Zeltweg.
20. Jahrhundert
1936 wurde die Straßenverbindung über die Pack nach Graz eröffnet.
Im Rahmen des Juliputsches 1934 gelang den Nationalsozialisten am 26. Juli nachmittags die Besetzung der Stadt. Deren Kreisleiter Keller rief sich zum Bezirkshauptmann aus. Durch Geiselnahmen erzwangen sie die Kapitulation der Heimwehren und der Gendarmerie. Am Abend kam es im Süden der Stadt, bei der Haltestelle Priel und am Friedhof zu schweren Kämpfen zwischen Bundesheer-Einheiten (1. Kompanie des Alpenjägerregimentes 11 aus Völkermarkt) und Heimwehreinheiten auf der einen und den Putschisten auf der anderen Seite. Unter den Toten waren auch der Kompaniekommandant, Major Smolle. Die Stadt wurde am 27. Juli um 18:30 Uhr von den Putschisten geräumt, als von Norden das Kraftfahrjägerbataillon 3 anrückte. Die Putschisten setzten sich mehrheitlich nach Jugoslawien ab. Im Bezirk Wolfsberg forderten die Kämpfe 22 Todesopfer.
Während des Zweiten Weltkrieges von 1939 bis 1945 befand sich in Priel ein Kriegsgefangenenlager, das Stalag XVIII A, mit bis zu 40 Mannschaftsbaracken und über 7000 Gefangenen – Polen, Franzosen, Niederländer, Belgier, Jugoslawen, Russen, Engländer, Kanadier und Italiener. Bei einem alliierten Bombenangriff kamen am 18. Dezember 1944 94 Lagerinsassen und 50 Zivilisten ums Leben. Dieses Lager diente nach Kriegsende der britischen Besatzungsmacht als das wichtigste Internierungslager, in dem schwer- und minderbelastete Nationalsozialisten aus der britischen Besatzungszone (Kärnten, Osttirol und Steiermark – ohne das Ausseerland) inhaftiert wurden. Im Zuge der Entnazifizierung und der Reeducation wurden nach dem Zweiten Weltkrieg zirka 3000 bis 4000 Angehörige nationalsozialistischer Organisationen und mutmaßliche Kriegsverbrecher im Lager Wolfsberg unter Arrest gestellt. 1948 wurde dieses Lager den österreichischen Behörden übergeben.
Ehrenbürgerschaft Hitlers und belastete Straßennamen
Bereits 1932 verlieh die damalige Gemeinde Reisberg Adolf Hitler eine Ehrenbürgerschaft. Über Eingemeindungen wurde nachfolgend Adolf Hitler Ehrenbürger von Wolfsberg. Am 20. Dezember 2019 beschloss der Gemeinderat von Wolfsberg einstimmig, die von der Gemeinde Reisberg 1932 verliehene Ehrenbürgerschaft zu widerrufen. Rechtlich war unklar, ob eine Ehrenbürgerschaft mit dem Tod erlischt.
Belastete Straßennamen hat man in Wolfsberg bereits geändert. Die Gemeinde hatte dazu 2012/13 eine Historikerkommission eingesetzt.
Bevölkerung
Die Stadtgemeinde hat Einwohner (Stand ). Zum Zeitpunkt der Volkszählung 2001 waren 95,8 % der Bevölkerung österreichische und 1,1 % bosnische Staatsbürger. Im Jahr 2016 waren 8 % der Gesamtbevölkerung nicht in Österreich geboren.
Bevölkerungsentwicklung
Religion
Bei der Volkszählung 2001 gaben als Religionszugehörigkeit 89,3 % römisch-katholisch, 2,0 % evangelisch und 2,1 % islamisch an. 5,2 % waren ohne religiöses Bekenntnis. Die aus den USA stammende Sekte Scientology hat hier einen ihrer vier österreichischen Standorte.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Schloss Wolfsberg
- Schloss Waldenstein
- Schloss Thürn
- Schloss Weißenau
- Schloss Reideben
- Schloss Bayerhofen
- Katholische Pfarrkirche Wolfsberg hl. Markus
- Katholische Pfarrkirche Forst hl. Johannes der Täufer
- Katholische Pfarrkirche Prebl hl. Martin
- Katholische Pfarrkirche St. Michael bei Wolfsberg mit Filialkirche Aichberg
- Katholische Pfarrkirche St. Marein im Lavanttal Mariä Himmelfahrt
- Katholische Pfarrkirche St. Margarethen im Lavanttal hl. Margareta
- Katholische Pfarrkirche Theißenegg hl. Magdalena und Friedhof, ehemalige Wehrkirchenanlage
- Bäckerkapelle Wolfsberg
- Container 25
Ortsbildgestaltung
Im Rahmen des europäischen Wettbewerbes „Entente Florale Europe“ wurde das Bergdorf Theißenegg 2001 mit einer Silbermedaille in der Kategorie Dorf ausgezeichnet.
Sport
Im Stadionbad gibt es einen 10-Meter-Sprungturm.
Der Fußballverein Wolfsberger AC ist renommiert und spielt seit 2012 in der Bundesliga (Stand 2024?).
Wirtschaft und Infrastruktur
Bei der Arbeitsstättenzählung der Statistik Austria 2001 wurden 1.180 Arbeitsstätten mit insgesamt 11.396 Beschäftigten gezählt. Das waren um 25,8 % mehr Beschäftigte und 41,1 % mehr Arbeitgeber als 1991.
Wolfsberg ist das Dienstleistungs- und Handelszentrum des Bezirks. Darüber hinaus ist insbesondere die metallverarbeitende Industrie mit vielen kleinen und mittleren Betrieben in Wolfsberg ansässig.
Erwähnenswerte Unternehmen sind unter anderem:
- Schwing GmbH in St. Stefan
- Tubex Tubenfabrik GmbH in Kleinedling
- Johann Offner Gruppe in Schwemmtratten
- PMS Elektro- und Automationstechnik GmbH in St. Stefan
- Montex in St. Andrä
Wirtschaftssektoren
Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Betriebsanzahl und der Beschäftigten in den Wirtschaftssektoren:
Wirtschaftssektor |
Anzahl Betriebe |
Erwerbstätige |
2021 |
2011 | 2001 |
2021 | 2011 | 2001 |
Land- und Forstwirtschaft 1) |
454 |
734 | 888 |
1076 | 686 | 643 |
Produktion |
353 |
269 | 192 |
3680 | 4532 | 4331 |
Dienstleistung |
1999 |
1491 | 988 |
9413 | 7315 | 6998 |
1) Betriebe mit Fläche in den Jahren 2010 und 1999
Infrastruktur
Im Gemeindegebiet von Wolfsberg liegen an der Lavanttalbahn die beiden ÖBB-Bahnhöfe Wolfsberg und St. Stefan im Lavanttal sowie die Haltestelle Wolfsberg Reding, welche die Haltestelle Priel 2011 ersetzte. 2017 wurde der Personenverkehr zwischen Wolfsberg und Bad St. Leonhard eingestellt und nach Klagenfurt Hauptbahnhof über die Jauntalbahn und Drautalbahn die S-Bahn Linie 3 installiert, welche in einem Stundentakt mit täglich 20 Zugpaaren (werktags Montag–Freitag) verkehrt. Am Busbahnhof hält weiters der von Klagenfurt kommende ÖBB-Intercitybus von und nach Graz.
Die ÖBB-Postbus GmbH betreibt im Stadtgebiet von Wolfsberg neben zahlreichen Regionalbuslinien zwei Stadtbuslinien:
- Linie 5460: Bahnhof – St. Marein – Kleinedling – Bahnhof
- Linie 5466: Bahnhof – St. Johann – St. Stefan – Bahnhof
Etwa 3 km südwestlich des Gemeindezentrums liegt der Flugplatz Wolfsberg.
Politik
Der Gemeinderat besteht aus 35 Mitgliedern und setzt sich seit der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Kärnten 2021 aus Mandataren der folgenden Parteien zusammen:
- 22 SPÖ
- 6 ÖVP
- 5 FPÖ
- 2 Grüne
Bürgermeister
- 1881–1885 und 1899 Ernst Herbert-Kerchnawe
- Hans Lagger (SdP)
- 1979–1989 Harald Kunstätter (SPÖ)
- 1989–1998 Manfred Kraxner (SPÖ)
- 1998–2011 Gerhard Seifried (SPÖ)
- 2011–2020 Hans-Peter Schlagholz (SPÖ)
- seit 2020: Hannes Primus (SPÖ)
Städtepartnerschaften
- Herzogenaurach, Deutschland
- Várpalota, Ungarn
Wappen
Wolfsberg führte ursprünglich seit dem Ende des 13. Jahrhunderts das Wappen des Erzstifts Bamberg, einen mit Schrägrechtsfaden belegten steigenden Löwen, was durch die Kopie einer Urkunde vom 14. Juli 1295 belegt ist. Im ausgehenden Mittelalter wandelte sich das Wappentier, offenbar in Anspielung auf den Ortsnamen, in einen Wolf. Später wurde noch – im Sinne eines „redenden“ Wappens – ein grüner Berg beigefügt; diese Variante wurde von der Stadtgemeinde noch 1968 im Briefkopf verwendet. Anlässlich der Ausstellung einer Wappenbescheinigung (am 12. August 1969 ausgestellt) wurde der Berg aufgrund fehlender historischer Berechtigung weggelassen und die Figur des Wolfs mit einem Löwenzagel (Schweif) versehen, um die älteste bambergische Komponente zu berücksichtigen.
Die amtliche Blasonierung des Wappens lautet:
Die Flagge von Wolfsberg ist Gelb-Schwarz mit eingearbeitetem Wappen.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
Personen mit Bezug zur Stadt
- Christine Lavant (1915–1973), Lyrikerin
- Alfred Fister (1928–2014), Erster Vizebürgermeister von Wolfsberg 1973–1979
Weblinks
Hinweis
Dieser Artikel wurde aus der deutschsprachigen Wikipedia entnommen.
Den Originalartikel finden Sie unter http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfsberg (Kärnten)
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